Texte verstehen
Kontinuierliche Texte (im Fremdsprachenunterricht)
Das Einführen von neuen Texten sowie das Trainieren der Lesekompetenz spielen im Fremdsprachenunterricht eine große Rolle. Besonders in der Spracherwerbsphase nutzt man dazu als Lehrkraft oftmals die im Schulbuch oder Workbook vorgegebenen Texte sowie begleitenden Aufgaben (geschlossen, halboffen oder offen). Das ist zum einen logisch und sinnvoll, schließlich möchte man die Lernenden auf die Klassenarbeit vorbereiten. Zeitgleich bleiben diese Aufgaben sowie die analogen Texte manchmal hinter wertvollen und neuen Möglichkeiten des Lernens und Unterrichtens zurück.
Wie man die Texteinführung oder das Trainieren der Lesekompetenz mithilfe von digitalen Medien interaktiver und individualisierter gestalten kann, dazu findet ihr nun einige Ideen im folgenden Beitrag. Diese beziehen sich im Wesentlichen auf den fremdsprachlichen Unterricht, wenngleich sicherlich viele Ideen auch beispielsweise im Deutschunterricht oder anderen Fächern eingesetzt werden können. Viel Spaß!
1 Simultanes Hören und Lesen (individuell)
Wird die Hörversion zur Leseversion angeboten, so kann die Leseflüssigkeit, also das basale Leseverständnis und auch das Textverstehen erhöht werden: Durch das ausdrucksstarke Vorlesen werden Sinneinheiten auf der Satzebene gebildet. So kann es den Schüler:innen auch teilweise leichter fallen, Wörter aus dem Kontext zu erschließen. Der doppelte Sinneszugang erhöht normalerweise auch die Behaltensfähigkeit (von Wörtern etc.).
Wie?
Der Hörtext wird den Lernenden über eine Plattform (z. B. Audioaufnahme bei Padlet, im Lernmanagementsystem, Audioaufnahme bei Book Creator, Padlet o. Ä.) zugänglich gemacht. Dazu kann die Datei zum Beispiel mit dem Handy aufgenommen und dort hochgeladen werden. Die Lernenden hören die Aufnahme so oft (zu einem selbstgewählten Zeitpunkt) an, wie sie möchten.
2 Wortbedeutungen mit Tipps erschließen
Bei Leseverstehensaufgaben gibt es immer auch Wörter, die sich Lernende aus dem Kontext selbst erschließen müssen, sei es, weil sie die Bedeutung vergessen haben oder die Bedeutung noch unbekannt ist. Um das zu trainieren, baut die Lehrkraft Verlinkungen ein, hinter denen sie Erklärungen, Beispiele oder kreative Merkhilfen hinterlässt.
Wie?
Liegt der Lesetext analog vor, können QR-Codes auf Hilfekarten oder Arbeitsblättern zu den entsprechenden Hinweisen führen. Die Hilfekarten können aber beispielsweise auch direkt digital, z. B. in einem Padlet vorliegen. Liegt der Lesetext digital vor, so ist auch eine Verlinkung von Hinweisen hinter Wörtern, z. B. mithilfe eines interaktiven Bildes, das mit Genially erstellt wird, möglich.
3 Digitale Wörterbücher einsetzen
Der Umgang mit dem Wörterbuch sollte m. E. schon früh – sukzessiv unter Anleitung – im Unterricht trainiert werden. Der Vorteil bei digitalen Wörterbüchern besteht – neben der Schnelligkeit des Nachschlagens – auch darin, dass meistens eine Hörversion zum Wort angeboten wird. Für das Festhalten von Wortbedeutungen sollte auf dem Arbeitsblatt genug Platz (für Randnotizen) eingeräumt werden. Die Schüler:innen können sich aber auch ein Foto von dem Text machen, dieses auf ihr digitales Endgerät übertragen und dort flexibel bearbeiten (z. B. mit GoodNotes)
Wie?
Evt. ist eine Anschaffung von Lizenzen für Wörterbücher auf den schulischen Endgeräten sinnvoll. Hier geht es noch zu einem kurzen Beitrag zu Wörterbüchern im Englischunterricht.
4 Discussion questions und/oder Reflexionsaufträge einbauen
Nach bestimmten Abschnitten werden von der Lehrkraft Diskussionsfragen/-impulse oder/und (zusätzliche) Reflexionsaufträge (als Differenzierungsinstrument) eingebaut. Diese bereiten die Schüler:innen entweder alleine (inkl. Notizen) vor und/oder diskutieren sie mit einem Partner. Eine Gesamtbesprechung dieser Fragen und Reflexionsaufträge erfolgt nach der gesamten Textbearbeitung im Plenum.
Wie?
Besonders einfach funktioniert dies mit einem interaktiven Bild von dem Text, möglich ist dies aber auch durch das Einfügen entsprechender Symbole auf dem analogen Text, die zu digitalen oder analogen Diskussionskärtchen (Bereitsstellung bsp. über ein Padlet) führen.
5 Quizze erstellen (lassen)
Das Textverstehen kann man mithilfe von Quizzen überprüfen. Entweder erstellt die Lehrkraft dieses im Vorfeld oder die Schüler:innen bereiten in Gruppen, in Partnerarbeit oder als Zusatzaufgabe selbst ein Quiz für die Mitschüler:innen vor, das im Unterricht zum Einsatz kommt.
Wie?
Möglich mit vielen unterschiedlichen Anbietern, z. B. mit Kahoot (Klassenmodus), mit H5P (zur Selbstüberprüfung), mit Educaplay (zur Selbstüberprüfung), mit Learning Snacks Classroom (zur Selbstüberprüfung) oder vielen anderen (beachtet zum Beispiel bei Mentimeter oder Wooclap, ob ihr die kostenfreie oder kostenpflichtige Version habt).
6 Sinnvolle Fehlerkorrektur
Bei der Besprechung des Textes bzw. der Besprechung der Leseverstehensaufgaben (Quiz) im Plenum erfolgt eine Fehlerkorrektur. Die korrekten Antworten werden den entsprechenden Textstellen zugeordnet und erläutert, sodass für die Schüler:innen eine Selbsterkenntnis in Hinblick darauf stattfinden kann, warum sie eine Frage evt. nicht korrekt beantworten konnten, z. B. weil sie ein Wort nicht oder missverstanden haben oder weil sie etwas überlesen haben, etwas falsch kontextualisiert haben…
Wie?
Als Unterrichtsgespräch im analogen Plenum oder auch digital über ein Videokonferenztool.
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