Unterrichtsbesuche

Tipps für Unterrichtsbesuche – Teil 1

UB. Zwei Buchstaben, die bei Referendar*innen und auch noch nach dem Ref noch Stress auslösen können, denn sie sind vor allem mit einem verbunden: Bewertung. Damit du gut vorbereitet und mit einem sicheren Gefühl in deinen ersten, nächsten oder letzten UB gehen kannst, findest du in diesem Beitrag sieben Tipps, die du auch während deiner Vorbereitung als Checkliste abhaken kannst. Teile sie gern mit Leuten, für die sie hilfreich sein können. Hier also Teil 1 zum Thema: Tipps für UBs!

1. Plane deine Termine frühzeitig! Egal, ob du deinen UB in deinem eigenen (bedarfsdeckenden) Unterricht oder Ausbildungsunterricht zeigst: Überlege frühzeitig, wann du ihn sinnvoll legen willst. Darum herum gibt es nämlich einige Dinge zu beachten, z.B. Wann schreiben die SuS die Klausur/Klassenarbeit? Gibt es Termine im Kalender, die ferner berücksichtigt werden müssen? Frage anschließend einen Termin bei deinem/deiner Fachleiter*in an. Gut ist es, min. zwei Termine zur Auswahl zu stellen, da sich bei Fachleiter*innen Termine zu bestimmten Zeiten natürlicherweise häufen und du so deine Chance auf deinen Wunschtermin erhöhst.

Kleiner Tipp: Die zweite Stunde einer Doppelstunde kann auch ein sehr guter Termin sein, da man durch die erste Stunde zur Not einen kleinen Zeitpuffer hat. Zudem ist die Sicherungs- bzw. Reflexionsphase vor allem in fortgeschrittenen Besuchen besonders interessant für Fachleiter*innen.

2. Plane vom Ziel aus! Was will ich eigentlich in diesem UB zeigen? Eine Frage, die alle Referendar*innen umhertreibt. Man möchte und soll in UBs ja nicht immer das Gleiche zeigen. Wichtig ist es aber, sich vor Augen zu führen, dass man die Planung nicht bei der Methode beginnt! Überlege dir also zunächst, welche Kompetenzbereiche du (in Zusammenhang mit welchen Inhalten) anzielen willst (Was sollen die SuS in dieser Stunde lernen?). und erst dann, wie du diese Ziele ansteuern willst (die Methode und Aufgaben). Es ist normal, dass sich eine Idee für einen Besuch dann in Gedanken überlappend entwickelt, jedoch solltest du vermeiden, von Beginn an von der Methode aus zu denken (z.B. Ich will ein Lerntempoduett zeigen). Die Methode sollte (in der Regel) nicht über dem inhaltlichen Lernzuwachs stehen und auch nicht zum Selbstzweck praktiziert werden und diese Gefahr ist erhöht, wenn man von der Methode aus denkt. Ausnahmen können reine Methodenstunden darstellen, die jedoch in der Praxis nicht die Mehrzahl der Stunden ausmachen (und ,,Methodenstunden” funktionieren auch nicht ohne Inhalt).

3. Bereite dich fachwissenschaftlich gut vor! Fachwissenschaftliche Expertise ist neben der pädagogischen und fachdidaktischen Expertise eine Säule in der Ausbildung von Professionalität. Durch den Prozess der Digitalisierung kommt die technische Expertise dazu. Mehr Informationen findest du beispielweise im TPACK-Modell https://digitales-klassenzimmer.org/das-tpack-modell/. Ein gutes fachwissenschaftliches Wissen kann dir neben Sicherheit durch dein Auftreten und deiner Expertise auch zu einer Form von natürlicher Autorität verhelfen.

4. Reduziere didaktisch! Neben einem guten Fachwissen gilt in Bezug auf das Runterbrechen eines Gegenstandes für den Unterricht folgende Prämisse: Betreibe didaktische Reduktion! Deine Aufgabe ist es also, die zu vermittelten Inhalte – metaphorisch gesehen – in mundgerechten Häppchen zu präsentieren, die für deine SuS verdaubar sind. An dieser Stelle eine sinnvolle Passung für deine SuS zu schaffen, kann zu Beginn eine besondere Herausforderung darstellen. Einen ersten Überblick und eine Orientierung geben dir Schulbücher, Handreichungen für Lehrer*innen und spezielle Themenhefte, in denen du passende Texte sowie didaktische Anmerkungen findest. Die richtige Passung für deine SuS findest du allerdings erst durch die Auseinandersetzung mit der Lerngruppe und der Diagnose ihrer Fähigkeiten, auf die du dann deinen Unterricht abstimmst. Deine didaktische Reduktion bzw. deine Häppchen sollten demnach an die Lerngruppe angepasst werden. Dazu hilft es auch, sich regelmäßig mit dem Ausbildungslehrer*in über die Klasse auszutauschen. Dieser Austausch kann also auch ein Vorteil von Ausbildungsunterricht sein.

5. Zeige etwas, bei dem du dich sicher fühlst! Im besten Fall ist allen SuS sowie dir klar, was wer in der Stunde zu tun hat. Damit ist nicht gemeint, dass du mit den SuS den Inhalt deiner Stunde im Vorfeld besprichst, sondern dass du den Ablauf deiner Stunde im Idealfall schon einmal mit ihnen am Beispiel eines anderen Themas oder zumindest so ähnlich wie in dem UB durchgeführt hast. Das gibt allen Beteiligten Sicherheit und verringert die Gefahr von Chaos oder dem diffusen Gefühl von Unsicherheit bei den SuS sowie dir.

6. Wähle eine klare Phasierung! Eine klarer Stundenaufbau ist die Grundlage eines gelingenden Besuches und auch Resultat eines strukturierten und durchdachten Planungsprozesses. Mach es also nicht kompliziert, indem du zu viele Phasen, Erarbeitungen und Zwischensicherungen einbaust, da man sich dort schnell verzetteln kann (und die SuS natürlich auch). Man spricht im Allgemeinen im Zusammenhang mit der Phasierung von der “klassischen” Dreiteilung. Damit sind Einstieg, Erarbeitung und Sicherung gemeint. Interessant wird es dann besonders bei Übergängen von der einen zur anderen Phase. Hier gilt es, zielführende Impulse zu setzen, sodass die SuS im Idealfall selbst auf die Aufgabe bzw. Funktion der nächsten Phase stoßen und diese selbstständig benennen. Im Anschuss an die Sicherung können Reflexion oder Vertiefung folgen.

7. Stichwort: Progression! ,,Die Progression war nicht steil genug” bedeutet (frei übersetzt) so viel wie ,,Der Lernzuwachs der SuS war nicht groß genug.” Eine angemessene Progression zu finden, ist besonders am Anfang keine leichte Aufgabe, weil einfach auch Erfahrungswerte darüber fehlen, was die SuS (normalerweise, im Durchschnitt) bewältigen können. Neben den teilweise schon in einigen Punkten dieses Artikels dargestellten Anhaltspunkten zur Ansteuerung passender Lernziele auf einem mittleren Anforderungsniveau gilt es vor allem die Anforderungsbereiche deines Faches in Bezug auf die jeweilige Jahrgangsstufe zu beachten. Berücksichtigst du die Anforderungsbereiche angemessen, bist du deinem Ziel, einen erfolgreichen und möglichst stressfreien UB durchzuführen, ein weiteres Stück näher gekommen.

Zu Beratungen: Nimm frühzeitig Beratung eines/einer Fach- oder Ausbildungslehrers*in in Anspruch und zeige dabei Eigeninitiative. Gehe also mit einer Grundlage (einer ausgearbeiteten Idee, einem ersten Entwurf) in das Gespräch. Möchtest du die Ratschläge der Person noch in deinen Besuch mit einbeziehen, beachte auch dafür den zeitlichen Rahmen.