Aus dem digitalen Leben eines Referendars

oder: ,,Schön, dass Sie diesen Mut haben!”

Dies ist ein Gastbeitrag von Philipp, Referendar im letzten Ausbildungsquartal für die Fächer Deutsch und Sozialwissenschaften an einem Gymnasium in NRW. Darin berichtet er von dem Einsatz digitaler Medien in seinem Unterricht sowie UBs, seinen Erfahrungen im Seminar und seinen daraus gewonnenen Erkenntnissen.

Lediglich zwei kleinen Buchstaben. Nur ein „U“ und ein „B“. Und doch erzeugen sie in Kombination eine Vielzahl an Assoziationen, Mythen und Sagen, dass man problemlos eine ganze Unterrichtsreihe damit füllen könnte. Jeder, der ein Referendariat absolviert hat, gerade damit kämpft oder plant, diese zweite Ausbildungsphase der Lehrerbildung in Deutschland anzugehen, kennt dieses Akronym: „UB“.
„UB“, das steht für Unterrichtsbesuch, für Prüfungssituation, Organisation, Stress und natürlich für etliche Vorgaben. Auch im digitalen Bereich werden mittlerweile Erwartungen formuliert. DigitalPakt Schule, Medienkompetenzrahmen und die allgemeine Debatte um Digitalisierung machen auch vor dem Referendariat nicht halt. Nahezu keine Seminarsitzung vergeht ohne das Modewort mit D. Hier könnte jetzt ein (langes) Essay über die Digitalisierung von Schule folgen. Stattdessen ein kleiner Bericht aus dem digitalen (UB-)Alltag eines Referendars.

Bereits während meiner Tätigkeit als Vertretungslehrer habe ich gerne und oft mit digitalen Medien gearbeitet. Dies habe ich auch im Referendariat beibehalten. Mein Tablet-Notebook-Hybrid war hier eine Investition, die ich nicht missen möchte. Während des Unterrichts, aber auch in der Vor- und Nachbereitung, nutze ich das Gerät und habe bisher fast ausschließlich positive Erfahrungen gemacht. Durch den Input im Seminar, von anderen Referendar*innen, Kolleg*innen oder durch Onlineangebote wie diesem konnte ich diverse digitale Möglichkeiten mit Blick auf Schule und Unterricht kennenlernen. Diesen Prozess des Informierens und Austauschens treibe ich immer weiter voran und kann es nur jeder Lehrkraft absolut empfehlen. Konkret setze ich im Unterricht am häufigsten Videos, Podcasts, Klassenraummanagement-Tools, verschiedene Visualisierungsapps und Abstimmungsplattformen ein. Wichtig erscheint mir hier der sinnstiftende Einsatz. „Inhalt vor Methode“ ist ein oft gehörter Satz hinsichtlich Unterrichtsgestaltung. Vergleichbares lässt sich meiner Meinung nach auch auf digitale Lernmedien anwenden. Das SAMR-Modell (vgl.: http://homepages.uni-paderborn.de/wilke/blog/2016/01/06/SAMR-Puentedura-deutsch/ ) kann für diesen Aspekt eine sinnvolle, verkürzte Orientierung geben.

Hinsichtlich des Feedbacks zu den von mir im Unterricht eingesetzten digitalen Medien kann ich fast ausschließlich Positives berichten. Ausbildungsbeauftragte und Ausbildungslehrer*innen fanden von Beginn an positive und bestärkende Worte. Auch durch die Schulleitung wurde diese Art von Unterricht als ertragreich eingeschätzt. In ALLEN Nachbesprechungen der zehn Unterrichtsbesuche wurde sowohl ein Einsatz von digitalen Medien als auch der Umgang (Medienkompetenz) als absolutes Plus herausgearbeitet. War es anfangs noch der Mut („Schön, dass Sie diesen Mut haben“), wurde es mit steigender Anzahl der Besuche als generelle Stärke identifiziert. Ebenfalls bot mir der digitale Unterricht immer gern genutzte Aspekte für die Reflexion, das Statement und den schriftlichen Entwurf einer Besuchsstunde. Funktionierte ein digitales Element in einer (Besuchs-) Stunde nicht (ja, dies geht absolut mit dieser Form des Unterrichtens einher), half Ruhe, Flexibilität und oftmals Humor. Was wiederum positiv gewertet wurde. Eventuell bedarf es zusätzlich zu den vielen Baustellen eines UBs ein wenig mehr Arbeit. Ein digitaler Lernraum will vorbereitet, reflektiert und begründet sein. Jedoch lohnt sich dieser Aufwand definitiv. Und sei es nur die Präsentation zu der jeweiligen Stunde im Sinne der Transparenz.

Zum Abschluss möchte ich noch kurz auf einen der wichtigsten Punkte eingehen: die Adressatenorientierung, die Schüler*innen. Das Schüler*innenfeedback (welches ich ebenfalls digital einhole) ist nahezu durchweg positiv. Mehr noch, die Schüler*innen nennen die digitalen Zugänge explizit und oft als positiven Aspekt, ohne dass ich diesen Fokus setze. Gerade diese Rückmeldungen bestärken mich mit Blick auf den Einsatz digitaler Medien. Häufig wird eine höhere Motivation, gesteigerte Verständlichkeit von Inhalten und ein AHA-Effekt mit Blick auf die Medienkompetenz rückgemeldet. Gerade Letzteres bedarf, trotz oder gerade wegen des täglichen Nutzens digitaler Medien, einer Fokussierung. Oft werden Smartphone und co. sehr unreflektiert genutzt. In Zeiten von Cyberkriminalität, „Fake News“ und den gleichzeitig gestiegenen Erwartungen an die Medienkompetenzen jedes Einzelnen käme ein Ignorieren des Digitalen für die Sozialisationsinstanz Schule einem Kardinalfehler gleich.

Ersetzen, Erweitern, Ändern, Neubelegen – digitale Bildung bietet eine Vielzahl an Möglichkeiten. Ein reflektierter Einsatz gehört, nach meinem Dafürhalten, zu unserer modernen Gesellschaft und damit auch eindeutig in die Bereiche der Schule, Bildung, Lehrerbildung.

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