Produktionsorientiertes Schreiben

Eine Stunde in der Sek I

Wie kann man in eine Stunde zum produktionsorientierten Schreiben mit digitalen Medien gestalten?

Im Anschluss findet ihr die Darstellung einer Englischstunde der Klasse 8, die ca. 90 Minuten umfasst. Auch wenn die konkrete Stunde sich auf das Fach Englisch bezieht, können sicherlich Übertragungen auf andere sprachliche Fächer stattfinden.

Disclaimer: Wie immer sind die folgenden Ausführungen als Inspiration, nicht als absolut zu verstehen. Lerngruppen und Lehrkräfte sind verschieden. Unterricht sollte immer an die jeweiligen Bedingungen angepasst werden.

Kontext

Die Stunde wird im Fach Englisch (Klasse 8 – gegen Schuljahresende) in einer Reihe zum Thema Segregation/Civil Rights Movement (orientiert am Englischbuch) verortet. Vorausgegangen ist der Stunde eine Einführung (anhand von Bildern und kurzen Texten) in die historischen Umstände der Segregation in den USA in den 50er und 60er Jahren und die Bedeutung des Civil Rights Movement (am Buch orientiert).

Konkret wurde in der Stunde zuvor ein Text aus dem Englischbuch gelesen, in dem die Lebensgeschichte der weiblichen Hauptfigur (Melba), ihre erlebte Diskriminierung etc., beginnend mit dem Kindesalter, darstellt wird. Der Text wurde inhaltlich erschlossen, neue Vokabeln eingeführt und diese auch von den Lernenden im Gespräch verwendet.

Einstieg

Sammlung von Wörtern zur Geschichte

Which words do you connect to the story?

Zur Reaktivierung des Vokabulars zum Text wird die Frage gestellt, welche Wörter die SuS mit der zuvor gelesenen/gehörten Geschichte besonders verbinden. Diese Wörter werden in einer Wortwolke gesammelt. In der Stunde erfolgte die Sammlung mit AnswerGarden. Den Schülerinnen und Schülern wird der Zugriff entweder über einen Code, einen Link oder einen vorher vorbereiteten QR-Code ermöglicht.

Why (do you think) did you/people choose these words? Explain!

Anschießend wird die Wortwolke gemeinsam angeschaut und Gründe für die Auswahl der Wörter genannt. Dies führt automatisch dazu, mithilfe der Wörter Sätze zu bilden und die Wörter zu kontextualisieren, wodurch zentrale Elemente der Geschichte wiederholt und verbalisiert werden. Die Wortwolke dient somit als Sprachgerüst. Äußerungen können mündlich mithilfe einer Meldekette erfolgen.

Sprachliche Korrektur

In einer kurzen Phase werden sprachliche Fehler, die in der Wortwolke zu finden sind, korrigiert. Dazu findet ihr hier einen kurzen Beitrag, in dem zwei Möglichkeiten zur Korrektur vorgestellt werden.

Überleitung

What do you think and feel about Melba’s experiences in the story? Give reasons!

Bevor der Arbeitsauftrag benannt wird, kann mündlich eine kurze mündliche Diskussion darüber initiiert werden, wie die Lernenden persönlich zu der Lebensgeschichte der Protagonistin stehen bzw. welche Gedanken und Gefühle sie damit (warum) verbinden.

Arbeitsauftrag

You are a pupil in Germany in 2010 (when Melba is still alive) and just read about Melba’s life. Write an e-mail to her, in which you express your thoughts and feelings about her life and her experiences.

Kriterien festhalten

Die Kriterien zum Verfassen einer E-Mail (respektiv ein anderes Textformat) werden gemeinsam wiederholt und digital oder an der Tafel festgehalten. Insbesondere ist ein gehobener Sprachstil anzuwenden, da sich die Mail an eine unbekannte, ältere Person richtet.

Erarbeitung

Die Schülerinnen und Schüler verfassen einen individuellen Text mithilfe des Sprachgerüstes sowie dem Zugang zu Wörterbüchern. Der eigene Text wird, wenn die Lernenden dazu bereit sind, ins Padlet hochgeladen. Möchten die Schülerinnen und Schüler (oder wenige) unter gar keinen Umständen ihre Ergebnisse ins Padlet laden, besteht die Möglichkeit, die Texte nur mit dem Partner auszutauschen. An dieser Stelle ist es vielleicht zentral, dass in dem Kurs eine positive, wertschätzende Fehlerkultur etabliert ist und diese Haltung durch die Lehrkraft authentisch vermittelt wird.

Sicherung

Die Lernenden geben ihrem Partner nach den vorgegebenen Kriterien gegenseitiges Feedback. Sind sie damit früh fertig, können sie sich noch weitere Texte digital anschauen und bei diesen (durch Kommentare) wertschätzendes und konstruktives Feedback hinterlassen. Einzelne Texte werden dann in der Klasse vorgelesen und noch einmal gewürdigt. Liegen die Texte für alle digital vor, ist es möglich, beim Vorlesen den Text auch durch Lesen am eigenen Endgerät zu verfolgen. Der Feedbackprozess wird durch die Lehrkraft begleitet, besonders auch in Hinblick auf eine Kompetenzerweiterung der Lernenden in diesem Bereich. Sprachliche Auffälligkeiten können noch einmal für alle festgehalten werden.

(Unbezahlte Werbung)

Teile diesen Beitrag gern mit Kolleg*innen, Referendar*innen, Studierenden sowie Freund*innen, für die er auch interessant sein könnte.

Foto: Gefunden auf Unsplash: Civil rights march on Washington, D.C. Film negative by photographer Warren K. Leffler, 1963. From the U.S. News & World Report Collection. Library of Congress Prints & Photographs Division. Photograph shows a procession of African Americans carrying signs for equal rights, integrated schools, decent housing, and an end to bias. https://www.loc.gov/item/2003654393/