Hallo aus dem Distanzunterricht

Tipps nach 3 Wochen Unterricht per Video

Was habe ich nach drei Wochen Distanzunterricht für mich gelernt? Was funktioniert gut? Was mache ich nun anders als am Anfang? In diesem kurzen Beitrag teile ich einige meiner Learning Outcomes der letzten drei Wochen. Diese beziehen sich insbesondere auf videobasierten Unterricht als eine Form des Distanzlernens bzw. Distanzunterrichts. Viel Spaß!

  1. Die innere Haltung

Etwas befremdlich kam es mir zu Beginn vor, mit meinen Schülerinnen und Schülern zu sprechen, obwohl ich sie nicht sehe, da viele die Kamera ausgeschaltet haben. Besonders nonverbale Reaktionen nicht lesen und damit auch deuten zu können, verringert vielleicht indirekt das Gefühl der Selbstwirksamkeit, da man befürchtet, dass die Kommunikation ins Leere läuft. Sich vor einer Stunde und auch währenddessen zu vergegenwärtigen, dass hinter den Bildschirmen und schwarzen Kästchen tatsächlich Menschen sitzen, die lernen wollen, hilft m. E., Posititvität auszustahlen und zu einem gelingenden, motivierenden Unterrichtsgeschehen beizutragen. Grundsätzlich vertraue ich also darauf, dass die Lernenden hinter den schwarzen Kästchen versuchen, in dieser Situation ihr Bestes zu geben.

2. Aufstehen und bewegen

Im Präsenzunterricht bewegt man sich eher viel, in Videokonferenzen eher nicht. Man sitzt und zeigt damit lediglich seinen Kopf, Hals und Schultern. Da ich das als unnatürlich empfinde, variiere ich nun zwischen Sitzen und Stehen. Dazu braucht es nicht unbedingt einen höhenverstellbaren Schreibtisch, ein Bücherstapel, auf den der Laptop oder das Tablet gestellt wird, erfüllt diesen Zweck auch. Das Stehen ermöglicht Bewegungen und das Ausdrücken nonverbaler Elemente mehr. Wer es ausprobieren möchte: Checkt am besten vorher, ob der Bildausschnitt, den ihr wählt, auch euren Kopf noch zeigt. Zudem sollte die Tonqualität nicht unter der etwaigen Entfernung leiden.

3. Eigenes Bild abkleben

Um während einer Konferent nicht (unbewusst) ständig auf sein eigenes Bild zu schauen, das normalerweise im Kleinformat auf dem eigenen Bildschirm eingeblendet wird, kann dieses ausgestellt (sofern möglich), mit einem Stück Papier überklebt oder digital zumindest an die Stelle geschoben werde, an der sich die Kamera befindet (dann schaut man wenigstens unbewusst eher in die Kamera, wenn man das möchte).

4. Ton vor Bild

Wichtiger als dass Bilder pixelscharf präsentiert werden, erscheint mir die Tonqualität. So kann Feedback von den Lernenden genutzt werden, um Ursachen für Tonprobleme ausfindig zu machen und ggf. ein passendes Mikro oder Kopfhörer zu verwenden. Auch wenn es manchmal lästig erscheint, hat in meinem Fall geholfen, sich wirklich bei JEDEM Gesprächsbeitrag einer Schülerin/eines Schülers auf stumm zu schalten, damit auch wirklich keine Störgeräusche die Tonqualität mindern.

5. Handzeichen nutzen (lassen)

Um sich nicht vor jedem Gesprächsbeitrag eines Lernenden immer wieder auf stumm/nicht stumm schalten zu müssen (Schüler:in aufrufen), helfen Handzeichen und die klassische Meldekette. Da bei einer Videokonferenz normalerweise alle gleichermaßen sehen, wer sich meldet, ist es möglich, dass die Lernenden sich untereinander das Wort zuweisen. Hanzeichen können auch gut am Anfang bei der Kontrolle der Anwesenheit (Namen vorlesen, virtuelles Handzeichen erfolgt) oder auch zwischendurch bei Zustimmungsfragen genutzt werden, um auch die eher stummen Schülerinnen und Schüler zu aktivieren.

6. Verantwortung der Lernenden stärken

Um den Charakter einer (flapsig ausgedrückt) One-Man-Show zu vermeiden, wird die Verantwortung der Lernenden für den Unterricht dadurch gestärkt , dass sie beispielsweise (Gruppen)Ergebnisse im videobasierten Unterricht präsentieren. Dazu ist es ratsam vorher einzuüben oder ggf. anzuleiten, wie sie ihren Bildschirm teilen.

7. Whiteboard nutzen

Das Whiteboard ist eine gute Möglichkeit in verschiedenen Phasen, alle Lernende zu aktivieren. Durch einen Link wird der Zugang zum Whiteboard geteilt. Beispielsweise werden dann zu einer Frage/einem Thema/einem Impuls Aussagen gesammelt. Diese dienen dann als Grundlage für eine gemeinsame Strukturierung, eine Arbeitsphase oder ein Gespräch. Als unproblematisch und leicht zugänglich erwiesen hat sich für mich FLINGA, möglich ist dies aber auch mit anderen Anbietern.

8. Einzel-, Partner- bzw. Gruppenarbeitsphasen einbauen

Um den Anfang und das Ende einer Einzelarbeitsphasen anzuzeigen, kann die Kamera ausgeschaltet oder auch ein Timer eingesetzt werden. Für Partner- und Gruppenarbeit können bei Videokonferenzen Breakout-Räume oder bei Teams auch Kanäle im Vorfeld für die Gruppen angelegt werden.

9. Pausen durchführen

Je nach Länge einer Videokonferenz haben sich Pausen für mich als unbedingt notwendig erwiesen, um die Augen zu entlasten und in die Weite zu schauen sowie sich einmal mehr zu bewegen. Während der Pause schalte ich meine Kamera aus. Es geht weiter, wenn die Kamera wieder angeschaltet wird.

10. Gespräche/Ergebnisse am Ende einer Video-Session kollaborativ sichern

Da bei Videokonferenzen nicht unbedingt immer alles gleichzeitig an den Geräten/einem Gerät geschehen kann, ist es eine Möglichkeit, Ergebnisse (von Gesprächen) am Ende einer Session kollaborativ mit allen zu sichern. Dazu eigenen sich Whiteboards ebenso wie ein Padlet oder ein Dokument aus dem Lernmanagementsystem.

11. Offline sein

… oder auch: Daily Digital Detox! Nach dem videobasierten Unterricht PC, Laptop, Tablet oder Handy zuklappen, weglegen und an die frische Luft, spazieren gehen oder ein Buch lesen (etc.). Gerade in diesen Zeiten erscheint mir das besonders wichtig!

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