Die Physiker

Ideen für eine Reihe in der EF

In diesem Beitrag werden Unterrichtsideen zum Drama ,,Die Physiker” von Friedrich Dürrenmatt vorgestellt. Viel Spaß!

Kurzer Disclaimer: Wie immer sind die vorgestellten Ideen als Inspiration, nicht als absolut oder abgeschlossen zu verstehen.

Dürrenmatts ,,Die Physiker” sowie auch Brechts ,,Leben des Galilei” sind in dem Themenkomplex Verantwortung der Wissenschaft/Wissenschaftsdrama zu verorten, der in NRW in der EF behandelt wird. Als Klausur kann daher sowohl eine Szenenanalyse (Analyse eines literarischen Textes mit weiterführendem Schreibauftrag) (Aufgabentyp 1A), aber auch eine Sachtextanalyse (mit weiterführendem Schreibauftrag) (Aufgabenart 2A) oder Erörterung eines Sachtextes (in Bezug auf einen literarischen Text) (Aufgabenart 3B) geschrieben werden. Hier der Link zum KLP NRW SEK II, die Auflistung der Aufgabenarten sind auf Seite 46 zu finden. Der Unterricht führt entsprechend auf einen der Klausurtypen hin.

Gemeinsam lesen oder alleine lesen lassen?

Je nach der zur Verfügung gestellten Zeit – meiner Meinung nach – ist bei den Psyikern beides möglich. Liest man den Text etappenweise gemeinsam im Unterricht (laut) jeweils immer mit verteileten Rollen, so können die Elemete der Komik, die in dem Werk entfaltet werden, stärker zum Tragen kommen als bei der häuslichen Einzellektüre. In diesem Beitrag habe ich zudem Überlegungen zum Lesen von Ganzschriften festgehalten.

Themen erschließen, Schwerpunkte setzen

Im Wesentlichen bevorzuge ich eine offene Herangesehensweise an literarische Texte, um vom Verständnis der Schülerinnen und Schüler aus eine Schwerpunktsetzung zu verschiedenen Themen und Aspekten vorzunehmen. Die Schülerinnen und Schüler tauschen sich nach der Lektüre über ihre Eindrücke zum Drama mündlich aus, sie halten diese stichpunktartig fest. Um aus diesen Eindrücken Schwerpunkte herleiten zu können, bieten sich zwei Varianten an:

  1. Im Plenumsgepräch werden die Eindrücke für alle artikuliert, die Lehrkraft sammelt und ordnet dabei schon die benannten Aspekte, z. B. auf einem digitalen Whiteboard oder mit GoodNotes. Anschließend werden gemeimsam für die gruppierten Aspekte Überschriften gefunden, woraus sich dann Schwerpunkte sowie Fragen ergeben.
  2. Die Schülerinnen und Schüler sammeln ihre Eindrücke nach einem Partner- oder Kleingruppengespräch kollaborativ auf einem Whiteboard. Sie gruppieren die benannten Aspekte dann selbstständig und stellen sie anschließend im Plenum vor (jeder bekommt vorher Zeit, um sich das Board anzuschauen und zu verstehen). Überschriften können ggf. auch schon selbstständig von den Lernenden hinzugefügt werden.

Auf Grundlage der Ergebnisse wird dann ein Ausblick auf die nächsten Stunden gegeben. Fragen, die zu einzelnen Bereichen/Schwerpunkten geäußert werden, werden notiert, sodass man im Fortlauf der Reihe auf diese zurückgreifen kann und die Schülerinnen und Schülern durch den Unterricht in die Lage versetzt, diese zu beantworten.

Figurenund Szenenanalyse

Im besten Fall (meiner Meinung nach) wird der Unterricht durch die Themensetzung so gesteuert, dass die Analyse von einzelnen Szenen Antworten auf Fragen gibt, die sich bei der Formulierung der Eindrücke ergeben haben. Die Eindrücke können auch die Grundlage zur Formulierung von Thesen darstellen, die dann durch die Analyse von Figuren, Dialogen, Szenen untermauert werden. Interessante Schwerpunktsetzungen dabei wären beispielsweise

  • Figurenentwicklungen und Machtverhältnisse, z. B. Dr. von Zahnd und Möbius
  • Positionen zur (Verantwortung von) Wissenschaft (Einstein, Newton, Möbius)
  • Mittel zur Erzeugung von Komik und deren Funktion
  • Interpretation des Dramenendes
  • Spannungsbogen, Aufbau des Dramas (Akt 1 und Akt 2 im Vergleich) – das wäre dann natürlich auf die Ganzschrift, nicht nur auf eine Szene bezogen
  • weitere

Dürrenmatt

Die Entwicklung eines Verständnisses zur Bedeutung Dürrenmatts sowie seiner Denkweise und Dramenkonzeption erfolgt durch (eine fragegeleitete) Recherche durch die Schülerinnen und Schüler oder vorgegebenen Quellen. Diese können über ein interaktives Bild (Verlinkungen oder selbst hinzugefügter Text) zur Verfügung gestellt werden. Berücksichtigt werden dabei besonders auch die 21 Punkte zu den Physikern, die sich auch im Anhang des Dramas befinden.

Hier verlinke ich auch einen lohnenswerten Text zu Dürrenmatts 100. Geburtstag.

Wissenschaft heute – Aktutalitätsbezüge herstellen

,,Was einmal gedacht wurde, kann nicht mehr zurückgenommen werden.” (Die Physiker, S. 85)

Der Frage, welche Bedeutung beispielsweise dieses Zitat heute für die Entwicklung der Welt und Wissenschaft hat, gehen die Lernenden mithilfe von Sachtexten (Zeitungen, Wissenschaftsmagazinen), aber auch Dokumentationen nach. Zwei Dokumentationen, die dafür interessant sind:

ZDF-Doku (2016): Schöne Neue Welt, Link hier

Arte-Doku (2020): ihuman, Link hier (Bitte beachtet, dass die Dokumentationen meist nur einen bestimmten Zeitraum lang verfügbar sind)

Natürlich sollten bei den Dokus immer auch das Storytelling sowie die dahinterliegenden Wertvorstellungen und filmische Umsetzung thematisiert werden.

Perspektivisch werden die Schülerinnen und Schüler durch Berücksichtigung der literarischen Ganzschrift sowie zusätzlichen Materialen dazu in die Lage versetzt, eine begründete Positionierung zu den Fragen vorzunehmen, welche Bezüge sie zum Drama herstellen, wie sie wissenschaftliche Entwicklungen beurteilen und welche Verantwortung von der Wissenschaft her ausgeht.

Rückgriff auf Eindrücke

Abschließend finde ich es gewinnbringend, einen Blick auf die zu Beginn der Reihe vorgenomme Gruppierung von Schwerpunkten und Fragen vorzunehmen, um auf dieser Grundlage gemeinsam den Lernprozess zu reflektieren.

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Photo by Roman Mager on Unsplash

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