Videobasierter Unterricht konkret

10 Tipps

Was hat bei videobasiertem Unterricht (für mich) bisher gut funktioniert?

Homeschooling und distance learning stellen alle Lehrkräfte vor neue Herausforderungen: Technische Hürden müssen genommen, Beziehung erfolgreich gepflegt sowie fachliche Kompetenzen gefördert werden. Für den Fremdsprachenunterricht kommt hinzu, dass die Ausbildung einer kommunikativen Kompetenz (als ein Hauptziel des Fremdspachenunterrichts) in Videokonferenzen aus verschiedenen Gründen als schwieriger wahrgenommen wird, weil tendenziell der Sprachumsatz der Lernenden bzw. das spontane dialogische und zusammenhängende Sprechen geringer erscheint.

Was in von mir bisher durchgeführten Videokonferenzen bisher gut funktiert hat, sodass ich die Konferenzen als gewinnbringend wahrnehmen konnte, könnt ihr in den folgenden Abschnitten, zusammengefasst als 10 Punkte, nachlesen. Die Ausführungen greifen insbesondere auf Erfahrungen mit videobasiertem Unterricht im Fach Englisch der Sek I zurück, sind aber insgesamt als fächerübergreifend zu verstehen. Falls ihr zunächst an einer allgemeinen Einführung zu videobasiertem Unterricht interessiert seid, ist dieser Beitrag vielleicht etwas für euch. Viel Spaß!

  1. Kleine Gruppen

Um die einzelnen Schülerinnen und Schüler besser ansprechen zu können sowie Hemmungen, sich in Videokonferenzen zu äußern, abzubauen, wurde die Klasse in zwei Gruppen aufgeteilt. Die Videokonferenzen finden dann zweimal hintereinander für von mir festgelegte Gruppen statt (eine Konferenz dauert ca. zwischen 30-45 Minuten, was für die Aufmerksamkeit und Konzentration als angemessen empfunden wird). Von den Lernenden wurde zudem rückgemeldet, dass sie auch kleine Gruppen bevorzugen.

2. Fremdsprache verwenden

Fremdsprachenunterricht führe ich von der ersten Begrüßung bis zum Schluss fast ausnahmelos in der Fremdsprache durch. Die Schülerinnen und Schülern wärmen sich bei einem kleinen chit-chat zu Beginn sprachlich auf. Je natürlicher ich mit der Situation umgehe, desto – zumindest ist das mein Eindruck – gefühlt natürlicher antworten und sprechen die Lernenden auch in der Fremdsprache.

3. Persönliche Begrüßung & Raum für Gespräche

Bereits eine Viertel Stunde vor Beginn der eigentlichen Konferenz gehe ich online. Da die SuS sich dann nach und nach einloggen und die Gruppen in der Regel nicht allzu groß sind, bleibt genug Zeit, um jeden Einzelnen zu begrüßen und ein paar Worte mit jeder Person (oder den meisten) zu wechseln. Dadurch soll sich jeder auch wahrgenommen fühlen und die Beziehung insgesamt gestärkt werden. Weiterhin können die 15 Minuten zu Beginn auch dafür genutzt werden, Raum für Gespräche unter den Schülerinnen und Schülern zu geben, um ein ,,Wir”-Gefühl zu etablieren.

4. Personen notieren

Ich persönlich schreibe mir, sobald sich die Schülerinnen und Schüler eingeloggt haben, die Namen dieser auf einen analogen Zettel. Das hilft mir dabei, zu visualisieren, wer in der Konferenz ist, wen ich virtuell ansprechen kann sowie niemanden zu ,,übersehen”, da ich auch nicht alle Bilder der Schülerinnen und Schüler auf meinem Bildschirm angezeigt bekomme (Teams). Zudem führe eine lockere Strichliste darüber, wie oft ich welche Person angeprochen habe.

5. Technische Voraussetzungen & Ablauf klären

Nach den informellen Gesprächen und der Begrüßung werden technische Voraussetzungen gecheckt: Bei wem funktioniert das Mikro nicht, wer kann sich nicht ,,unmuten”, wer kann nur in den Chat schreiben? Weiterhin weise ich noch einmal darauf hin, was wir für die Sitzung alles benötigen (Schreibwerkzeug, Schulbuch, vorbereitete Aufgaben etc.), sodass jeder erneut Gelegenheit dazu bekommt, diese Dinge an seinen Arbeitsplatz zu schaffen.

In einem weiteren Schritt kann dann der Ablauf der Konferenz skizziert werden. Da allen der zeitliche Umfang klar ist, kann zur Visualisierung des inhaltichen Ablaufs, wenn man das möchte, ein Advanced Organizer als Teil einer Präsentation eingeblendet werden.

6. Einsatz von Präsentationen

Im Sinne einer klaren Strukturierung kann eine vorbereitete Präsentation helfen, das Unterrichtsgeschehen zu organisieren und einen roten Faden während der Videokonferenz beizubehalten. Auf den Folien sind Aktivitäten, Sprachhilfen (Scaffolding im Fremdsprachenunterricht), Übungsaufgaben, Bilder etc. zu sehen. Präsentationen werden während Videokonferenzen z.B. durch das Teilen des eigenen Bildschirms eingeblendet.

7. Wechsel von Aktivitäten

Ein ausgewogenes Verhältnis in Bezug auf den Wechsel von Aktivitäten und der Zeit hilft, die Aufmerksamkeit und die Motivation der Lerndenden zu erhalten. Beispielsweise wünschten sich viele Lernende der Sek I während der Konferenz auch selbst eine (zumindest kurze) (Einzel)-Erarbeitungsphase bzw. Übungsphase. In diesem Artikel (auch oben verlinkt) findet ihr auch Überlegungen zu Strukturierung von videobasiertem Unterricht nach dem Phasenmodell.

8. Rituale etablieren: Meldekette, Meldefunktion und Chatfunktion nutzen

Wenn die Gruppe klein ist und auch eine Art von ,,Wir”-Gefühl etabliert wurde, funktionieren auch Rituale wie eine Meldekette – zumindest meiner Erfahrung nach. Sind die Lernenden mit einer Aufgabe, die während einer Konferenz bearbeitet werden sollte, fertig, schreiben sie eine kurze Rückmeldung (z.B. DONE) in den Chat. Fragen während Erklärungen können, sofern vorhanden, auch durch eine virtuelle Meldung (Hand-Zeichen) angegeben werden.

9. Feedback einholen

Am Ende der Konferenz sind die Lernenden dazu aufgefordert, blitzlichtartig etwas zu sagen. Das können Eindrücke zur heutigen Konferenz sein, weitere Fragen, persönliche Befindlichkeiten oder Anregungen für die nächste Konferenz. Wichtig erscheint mir, auf diese Weise ein informelles Feedback einzuholen und den Schülerinnen und Schülern zu zeigen, dass sie als Person sowie in der Planung des Lernprozesses wahrgenommen werden.

10. Wertschätzung und Geduld

Vielleicht das Wichtigste: Nicht verzweifeln, wenn mal etwas nicht nach Plan klappt! Geduld mit den Schülerinnen und Schülern, aber natürlich auch sich selbst hilft dabei enorm! Und Loben sowie Wertschätzung gegenüber den Lernenden zeigt, dass auch sie im Distanzunterricht ,,einen guten Job machen”. Wer freut sich nicht darüber?!

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