Sprachvarietäten, Sprachwandel

Ideen für eine Reihe in der Q-Phase

In der Obligatorik für das Abitur in NRW sind die Themenkomplexe ,,Sprachvarietäten und ihre gesellschaftliche Bedeutung (Dialekte und Soziolekte)” sowie ,,Sprachgeschichtlicher Wandel” schon lange nicht mehr wegzudenken. Bis zum Jahre 2023 bleiben sie zumindest sowohl im GK als auch im LK in den Vorgaben erhalten. Kein Wunder also, dass es zu diesen Themenkomplexen bereits vielfältige Themenhefte von einschlägigen Verlagen gibt, welche zum Unterrichten herangezogen werden können. Doch was soll man davon genau auswählen? Wie akzentuiert man die Reihe? Und welche Integration digitaler Medien ist sinnvoll? Im Anschluss skizziere ich Ideen zu einem möglichen Vorgehen. Dabei wird nicht zwischen einem Grundkurs oder einem Leistungskurs unterschieden. Entsprechende Texte findet ihr in themenspezifischen Heften, den gängigen Deutschbüchern sowie auch in Zeitungen/Magazinen (online). Viel Spaß!

Kurzer Disclaimer: Natürlich sind die folgenden Ausführungen – wie immer – als Inspiration, nicht als absolut oder abgeschlossen zu verstehen.

Verschiedene Sprachvarietäten kennenlernen

Zur Annäherung an das Thema werden auf einem FLINGA Board (jeweils ein Board für eine Gruppe) verschiedene Zitate zu unterschiedlichen Sprachvarietäten (z. B. verschiedene Dialekte, Jugendsprache, Ethnolekte, Fachsprache, literarisch-künstlerische Sprache etc.) präsentiert. Diese Zitate können selbst entsprechenden Werken und Alltagsbeobachtungen entnommen sein. Die Schülerinnen und Schüler ordnen diese Zitate zu Gruppen, begründen ihre Auswahl und finden dann Überschriften für die jeweiligen Gruppierungen. Unterschiedliche Ergebnisse sind denkbar, die dann miteinander verglichen werden. Daran anschließend wird der Begriff der Varietät eingeführt (anschreiben, in die Suchmaschine eingeben) und der Zusammenhang zwischen dem Begriff und den Zitaten hergestellt. Weitere Beispiele aus dem Alltag/den Beobachtungen der Lernenden ergänzen das jeweilige Board.

Sprachmodelle kennenlernen und miteinander vergleichen

Nach den ersten Beobachtungen und Systemasierungsversuchen der Schülerinnen und Schüler werden die Überlegungen der Lernenden durch Modelle (inkl. Text) zum Sprachsystem des Deutschen (finden sich z. B. in Deutschbüchern) erweitert. Dazu bietet sich z. B. ein arbeitsteligiges Verfahren an: Jeweils eine Gruppe bekommt ein Modell zugeordnet, das erklärt und präsentiert werden soll. Die Ergebnisse werden kollaborativ für alle in einem Padlet (z. B. Regalansicht) gesichert und dieses Padelt dient als Grundlage für alle Präsentationen. So können auch Aussagen gemeinsam digital ergänzt und ggf. verbessert/revidiert werden. Auf der Grundlage aller Präsentationen werden die Modelle miteinander verglichen und Bezüge zu dem eigenen, ersten Systematisierungsversuch (siehe oben ) hergestellt.

Videos zu Sprachvarietäten beurteilen

An dieser Stelle ist auch ein Blick auf Lern- bzw. Erklärvideos zu Sprachvarietäten interessant. Handelt es dich bei den Videos um ,,gute” Videos? Warum (nicht)? Was könnte verbessert werden? Dazu ist es sinnvoll, zunächst Kriterien für gelungene Erklärvideos zu entwickeln und anhand derer die vorgestellten Videos zu überprüfen bzw. zu beurteilen. Ich verlinke euch zwei Videos im Folgenden. Da aber zu erwarten ist, dass die Anzahl der Videos im Laufe der Zeit steigt, könnt ihr selbst auch entspechende Videos mit den einschlägigen Schlagwörtern bei z. B. YouTube suchen.

Beispiel 1: Link hier (The Simple Club)

Beispiel 2: Link hier (Die Merkhilfe – bis Minute 3:35, dann folgt das Thema Sprachwandel)

Varietäten untersuchen und deren Bedeutung beurteilen

Merkmale von Dialekten und Soziolekten können als Rechercheauftrag oder aber auch durch zusammengestellte Texte (z. B. aus Deutschbüchern) herausgearbeitet werden. Daran schließt sich deren gesellschaftliche Bedeutung/Beurteilung an: Welche Positionen gibt es zu Sprachvarietäten und deren Einfluss (auf die Standardsprache) (Wandel vs. Verfall)? Welche Argumente werden dabei angebracht? Hier können auch Positionslinien zum Einsatz kommen, die vor und nach der Erarbeitung von Texten wiederholt werden. Postionslinien sind durch das Benennen und Vergleichen von Zahlen, die individuell ausgeschrieben werden (1-10), das Setzen eines Kreues in einem Whiteboard oder aber auch durch Padlet Timeline (1-10, kommentieren, liken) möglich. Unsere Sprache heutzutage wird u. a. von Migrationsbewegungen, der globalen Kommunikationsprache, identitätsstiftenden, kreativen Prozessen und der Kultur der Digitalität beeinflusst. Texte zu Jugendsprache, Ethnolekten sowie Dialekten u. v. m. finden sich in vielen gängigen Themenheften und Deutschbüchern sowie Zeitungen/Magazinen.

Sprachgeschichtlichen Wandel verstehen

Diese Einheit steht in unmittelbarem Zusammenhang mit der gesellschaftlichen Bedeutung von Sprächvarietäten. Ziel ist es, u. a. historisch nachzuzeichnen, dass es Veränderungen in der deutschen Sprache schon immer gegeben hat und zu erläutern, wie diese aussahen und worin die Mechanismen des Sprachwandels bestehen. Dazu können Texte herangezogen werden, welche u. a. die erste sowie die zweite Lautverschiebung sowie das Verhältnis von mündlicher und schriftlicher Sprache thematisieren. Hier findet sich ein Beispieltext aus dem Netz. In dieser Einheit ist auch eine Auswahl von kontinuierlichen sowie diskontinuierlichen Texte gut einsetzbar. Die Informationen aus den verschiedenen Textarten werden durch die Schülerinnen und Schüler beispielsweise mithilfe eines Zeitstrahls (Padlet Timeline) in Gruppen kollaborativ aufgearbeitet.

In dem gesamten Themenkonplex ergeben sich natürlicherweise auch Verbindungen zu (neuen) Medienwirklichkeiten und die Auswirkungen dieser auf die Sprache. Interessant ist in diesem Zusammenhang auch das Modell von Koch/Oesterreicher sowie eine Erweiterung/Diskussion dessen von Christa Dürscheid. Hier ein verlinkter Aufsatz.

Klausur

Als Klausur bietet sich beispielsweise eine Sachtextanalyse mit weiterführendem Schreibauftrag oder das materialgestützte Schreiben an. Die Sachtextanalyse kann gut anhand von Texten verschiedener Wissenschaftlicher:innen, insb. Linguist:innen oder auch Journalist:innen etc. eingeübt werden. Für das materialgestützte Schreiben ist es wahrscheinlich sinnvoll, sich einen Pool von Aufgaben (mit den Kolleg:innen der Fachschaft) anzulegen, welche zur Übung sowie dann zur Klausur (Nachschreibklausur) verwendet werden sollen. Zur Materialsammlung beider Typen kann das schulinterne Lernmanagementsystem oder auch ein Fachschaftspadlet (mit Passwort) dienen.

Für mehr Ideen zu Reihen im Deutschunterricht klicke hier.

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Foto: Photo by Volodymyr Hryshchenko on Unsplash

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