Jahreszeitengedichte

Ideen für eine Reihe in Klasse 5

In diesem Beitrag stelle ich euch Ideen zu einer Gedichtsreihe mit dem thematischen Schwerpunkt Jahreszeiten in Klasse 5 vor. In einigen Deutschbüchern der Klasse 5 wird diese thematische Ausrichtung auch aufgegriffen. Die Reihe führt auf den Aufgabentyp 4a (Analysierendes Schreiben – einen Sachtext, medialen Text oder literarischen Text analysieren und interpretieren, KLP NRW, S. 40, Link hier) hin.

Die QUA-Lis NRW ordnet die Textsorte Gedichte in Klasse 5 in ihrem Beispiel für einen schulinternen Lehrplan dem Unterrichtsvorhaben 4 ,,Von Madermördern und Mördermadern – Sprachspiel, Sprachwitz und Sprachstrukturen in Gedichten untersuchen” zu (Link zum Dokument hier) und gibt dort auch Schwerpunkte der rezeptiven sowie produktiven Kompetenzentwicklung an, die auch vielfach in den folgenden Ideen aufgegriffen werden.

Wie immer sind die folgenden Ideen als Inspiration, nicht als abgeschlossen oder absolut zu verstehen. Weiterhin ist die zur Verfügung stehende Zeit für eine Reihe zu berücksichtigen, sodass Schwerpunkte bei der Unterrichtsgestaltung individuell gesetzt werden müssen.

  1. Kreativer Einstieg: Was ist ein Gedicht?

Oft wähle ich in Klasse 5 einen kreativen Einstieg, um zu die Frage zu beantworten, was ein Gedicht denn eigentich ist. Dabei wird die Erkenntnis angestrebt, dass es keine notwendige Voraussetzung ist, dass sich der Text reimt (häufigste Schüler:innenantwort: ,,Ein Gedicht reimt sich” ;-)), sondern ein Gedicht ein in Versen (zu definieren) verfasster Text ist, in dem mit Sprache gespielt, also kreativ umgegangen wird.

Zunächst verfassen wir ein Rondell in Gruppen (es gibt verschiedene Rondellarten). Der Vorteil bei diesem Verfahren ist – neben dem Spaßfaktor-, dass die Kinder so am Ende weniger Hemmungen zeigen, den fertigen Text vorzulesen, da er ja nicht von einer Person, sondern von mehreren Person verfasst wurde. Dabei wandle ich das Verfahren, das auch im Cornelsen Buch G9 (2019, Vorabdruck) auf Seite 183 beschreiben wird, folgendermaßen ab:

Auf einem vorbereiteten Arbeitsblatt werden acht aufeinanderfolgende Linien nummeriert. Vor die Nummern 1, 4, 7 wird ein Kreis gezeichnet, vor die Nummern 2 und 8 ein Dreieick. Es wird Platz für einen Titel über den Zahlen eingeräumt. Die Linien werden insofern begrenzt, als um alle acht (zukünftigen Verse) ein Rechteck gezeichnet wird, sodass die Verkürzung der Linien (oder Zeilen) zu Versen (in der Reflexion) deutlich wird. Die Lernenden dürfen nur Text in das Rechteck schreiben.

Das Thema für den zu schreibenden Text wird im Plenum kurz besprochen. Evt. wird schon ein Versbeginn für die Verse 1, 4, 7 vorgegeben, z. B. ,,Das Wetter heute …” oder ,,Am Himmel …” oder ,,Im November …”. Es werden 4-5er Gruppen gebildet. Schüler:in 1 vervollständigt die Linien, vor denen ein Kreis steht, mit demselbsen Wort, Teilsatz oder Satz. Der Zettel wird weitergereicht (jeder bekommt nun einen neuen, bereits teilweise ausgefüllten Zettel). Schüler:in 2 ergänzt den Text in den Linien 2 und 8 (mit demselben Wort, Teilsatz oder Satz). Der Zettel wird weitergereicht. Schüler 3 ergänzt Linie 3. Der Zettel wird weitergereicht. Schüler:in 4 ergänzt Linie 5. Der Zettel wird weitergereicht. Schüler:in 5 (oder 1) ergänzt Linie 6 und gibt dem Text eine Überschrift.

Die 4-5 in der Gruppe entstandenen Texte werden zunächst in den Kleingruppen vorgelesen, was erfahrungsgemäß für Erheiterung sorgt. Im Plenum stellen dann Freiwillige ihre Texte vor. Nach einer inhaltlichen Besprechung schließt sich die Frage an, was denn nun für Texte entstanden sind (Hypothese formulieren). Hier können dann beispielsweise zwei bis drei verschiedene, kurze Definitionen von Textarten vorgegeben werden (didaktisch reduziert vorbereitet), welche die Schüler:innen dann auf die produzierten Gedichte anwenden, um so eine passende begründet auszuwählen. Möglich ist auch die eigenständige Rechereche zu den formulierten Hypothesen.

2. Jahreszeitengedichte kennenlernen – Schwerpunkt: formale Gestaltungsmittel funktional untersuchen

Anmerkung: Es werden immer auch der Inhalt und die Deutung der Gedichte thematisiert!

Die Schüler:innen erarbeiten an ausgewählten Gedichten, die ihr vielfach in Deutschbüchern findet, formale Gestaltungselemente von Gedichten (Reim, evt. Metrum). Dazu kann ihnen beispielsweise ein Materialpool über ein von der Lehrkraft vorbereitetes Buch mit dem Book Creator zur Verfügung gestellt werden (wenn ihr iPads an der Schule habt). Arbeitsblätter funktionieren natürlich auch – beim Book Creator können aber beispielsweise noch Vertonungen (von euch) der Gedichte als Audioaufnahme hinzugefühgt werden.

Den Schüler:innen werden beispielsweise Gedichte mit einem Reimschema präsentiert, bei dem allerdings einzelne Reime (von euch) weggelassen wurden. Aufgabe ist es nun, die leeren Stellen (inhaltlich sowie formal) sinnvoll zu ergänzen und diese Ergänzungen zu begründen. So untersuchen sie das vorliegende Reimschema und recherchieren anschließend (beispielsweise auf ausgewählten Seiten im Netz oder durch eine selbstständige Suche), um welches Reimschema es sich jeweils handelt.

Im Plenum werden die Ergebnisse vorgestellt, mit dem Original verglichen und Bedeutungsalternativen diskutiert. Die Formunteruchung kann auch ein Anlass dafür sein, ein reihenübergreifendes Glossar zu erstellen, in dem Fachwörter zu Gedichtsuntersuchung mit Beispielen gesammelt werden. Das funktioniert digital z. B. mit Padlet (digitale Version, kollaborativ), aber auch analog (als vorbereitetes Arbeitsblatt, kleines Buch) mit alphabetischer Wörterliste.

Ähnlich kann auch die Erarbeitung des Metrums erfolgen (was schwieriger ist): Wörter innerhalb eines Gedichtes werden ausgelassen, drei Alternativen zum Einsetzen angegeben (ein Wort, das das Metrum aufgreift, ein oder zwei ,,falsche’ Alternativen). Vorgehensweise ähnlich wie bei den Reimen beschrieben.

3. Jahreszeitengedichte verstehen – Schwerpunkt: sprachliche und formale Gestaltungsmittel funktional untersuchen

Anmerkung: Es werden immer auch der Inhalt und die Deutung der Gedichte thematisiert!

Anhand eines Expertenpuzzles lernen die Schüler:innen verschiedene sprachliche Gestaltungsmittel sowie deren Wirkungen im Kontext anhand verschiedener Gedichte kennen. Die Schwierigkeit der Gestaltungmittel und entsprechende Zuordnung der Lernenden kann bereits eine Form der Differenzierung darstellen. Nach dem Expertenpuzzle werden die Ergebnisse gemeinsam vertieft besprochen und das Gelernte zu den sprachlichen Mitteln ins Glossar übertragen. Es schließen sich weitere Übungen an anderen Gedichten an.

Im Folgenden findet ihr eine kleine Auswahl von Jahreszeitengedichten, die zum Teil, aber nicht vollständig so auch in Deutschbüchern der Klasse 5 zu finden ist.

  • Parallelismus – Ilse Kleebereger: Sommer (Link hier), Peter Maiwald: Regentag (Link hier), Das Feuer – James Krüss (Link hier)
  • Vergleich: Christian Morgenstern: Wenn es Winter wird (Strophe 3, Link hier), Christian Morgenstern – Winternacht (Link hier)
  • Personifikation und Metapher: Eduard Mörike – Er ist’s (Link hier), Chritina Busta – Der Sommer (Link hier), Gabriele Brederhorn – Sommer ist es (Link hier), Joseph von Eichendorff – Winternacht (Link hier), Eduard Mörike – Septembermorgen (Link hier)
  • Onomatopoesie: Erwin Moser – Gewitter, Das Feuer – James Krüss
  • weitere sprachliche Besondernheiten, die besprochen werden können: Neologismen, anschauliche Adjektive und Verben (meist integrativ in allen Gedichten enthalten)

Integratives Sprachtraining/Fokus:

  • Da es Lernenden erfahrungsgemäßig schwerfällt, sprachliche Mittel und deren Wirkung zu deuten, bietet sich ein Sprachtraining auf dem vorbereiteten analogen oder digitalen Material an: Zum Beispiel werden kleine QR-Codes eingebaut, durch die man auf Formulierungshilfen oder Wörtermaterial stößt, das zur Deutung der entsprechenden sprachlichen Mittel passt.
  • Solch ein Sprachtraining kann auch zur individuellen Positionierung (Aktualitätsbezüge herstellen, persönliches Gefallen ausdrücken etc.) bereitgestellt werden.
  • Durchaus denkbar ist auch ein zusätzliches Deutungstraining (isoliertes Arbeitsblatt) von Metaphern, Personifikationen und Vergleichen, da damit erfahrungsgemäß besondere Schwierigkeiten bestehen.

4. Gedichtekalender erstellen

Zur Erstellung eines Gedichtekalenders werden 2-3 Schülerinnen jeweils einem Monat zugeordnet und verfassen gemeinsam ein Gedicht (verschiedene Gedichtsformen denkbar, Link zu Ideen hier). Der Kalender kann auch schön als Geschenk für die Eltern vorbereitet werden. Zusätzlich ist es möglich, mit dem Fach Kunst fächerübergreifend zu arbeiten und dort die Monate zu visualisieren.

5. Digitales Gedichtebuch erstellen

Zu eigenständig verfassten (verschiedene Gedichtsformen denkbar, Link hier) oder bereits bestehenden Gedichten erstellen die Lerndenden ein digitales Gedichtebuch (z. B. mit dem Book Creator), in dem sie Audioaufnahmen (ausdrucksstarkes Vortragen), Visualisierungen der Gedichte (können auch kleine, selbst gedrehte Filmsequenzen sein) integrieren und diese Auswahl begründen. Die Bücher können abschließend mit anderen geteilt und gewertschätzt werden. Möglich ist auch die Erstellung einer Präsentation oder eines kleinen Films zu einem Gedicht.

6. Parallelgedichte schreiben

Zum Verfassen von Parallelgedichten können beispielsweise folgende Gedichte herangezogen werden:

  • Ilse Kleeberger – Sommer -> Umformung zu Herbst oder Winter
  • James Krüss – Das Feuer -> Umformung zu Wasser
  • Eduard Möricke – Er ist’s -> Umformung zu Sommer, Herbst oder Winter
  • Elisabeth Borchert – November -> Umformung zu aktuellem Monat oder Lieblingsmonat
  • Erwin Moser – Gewitter -> Umformung zu Schneesturm, Sonnentag, Sommerregen

7. Gedichte ausdrucksstark vortragen

In Deutschbüchern finden sich vielfach Hinweise zum ausdrucksstarken Vortragen von Gedichten (schneller, langsamer, leiser, laut) sowie zum Feedbackprozess. Hat man vor, die Schüler:innen Gedichte (vielleicht sogar im Rahmen einer Lyriknacht) vortragen zu lassen, ist eine wertschätzende, ermutigende Atmosphäse und viel Übungszeit besonders wichtig. So können beispielsweise Gedichte zunächt alleine, mit dem Partner und dann in Kleingruppen eingeübt werden. Eine Version, die evt. weniger Überwindung kostet, ist die Erstellung einer individuellen Audioaufnahme, die über eine digitale Plattform mit anderen geteilt wird. Solche Vorhaben fördern insgesamt nicht nur fachliche Kompetenzen, sondern auch die Persönlichkeitsentwicklung.

Wenn du an weiteren Reihen für die Klasse 5 im Fach Deutsch interessiert bist, könnten folgenden Beiträge für dich interessant sein:

  • Im Pazifischen Wörtermeer (Wortarten und Satzglieder), Link hier

(Unbezahlte Werbung)

Teile diesen Beitrag gerne mit Personen, für die er auch interessant sein könnte.

Photo by Colby Thomas on Unsplash