Eine neue Sprache lernen

Wie mache ich das?

Schon lange hatte ich den Idee und den Wunsch, selbst noch einmal eine neue Sprache zu lernen. Dieses Jahr im Sommer habe ich den Wunsch dann in die Tat umgesetzt: Seit nun genau 80 Tagen lerne ich Spanisch (warum ich diese Zahl genau im Blick habe – dazu später mehr). Wie ich das mache und was ich daraus bisher für mich und meinen Fremdsprachenunterricht gelernt habe, erfahrt ihr in diesem Beitrag.

WARUM?

Bevor ich angefangen habe, Spanisch zu lernen, habe ich mich selbst nach meiner Motivation und meinen Zielen gefragt, denn ich bin der Überzeugung, dass dieses WARUM nicht nur hilfreich ist, um mit einem Prozess anzufangen, sondern auch maßgebend, um ihn fortzuführen. Meine persönliche Motivation setzt sich dabei aus drei wesentlichen Komponenten zusammen: 1. Ich finde es persönlich bereichernd, sich in einer fremden Sprache verständigen und damit in eine Kultur eintauchen zu können, 2. Ich trainiere mein Gehirn, 3. Ich wechsle die Perspektive von der Fremdsprachenlehrerin zur Fremdsprachenlernerin (Beginner) und kann damit wertvolle Einsichten für mich, meine eigenen Schülerinnen und Schüler sowie meinen Unterricht gewinnen. Die Formulierung meiner Motivation und Ziele hilft mir, mich auch an Tagen mit Spanisch zu beschäftigen, an denen ich nicht unbedingt die größte Lust verspüre, denn: consistency is key ;-).

Tipps

Zur Visualisierung von Motivation und Zielen hilft die Anfertigung eines Vision Boards. Dieses kann man ganz toll mit Canva oder auch anderen Präsentationsprogrammen erstellen. Inspiration für solche Vision Boards hole ich mir vielfach bei Pinterest. Wenn man so etwas mit den Schülerinnen und Schülern erstellen möchte, ist es wichtig, Bildrechte zu thematisieren. Bei Pixabay oder Unsplash findet ihr eine Vielzahl von lizenzfreien Bildern (aber auf die Persönlichkeitsrechte achten, wenn Personen erkennbar abgebildet werden).

WANN?

Nachdem ich das BIG WHY für mich geklärt hatte, stellte sich die Frage nach dem WANN. Habe ich überhaupt Zeit, um eine neue Sprache zu lernen? Kann man das grundsätzlich mit dem vollen Berufs- und Privatleben in Einklag bringen? Mir persönlich hat geholfen, mir ein Minimalziel zu setzen, das in meinen Alltag integrierbar ist: Ich investiere täglich min. 15 Minuten (z. B. in der Bahn, abends, früh morgens, zu einer Zeit, die ich im Terminkalender eintrage etc.) für das Selbststudium. Darüber hinaus blocke ich einen Tag in der Woche (oder einen Tag alle zwei Wochen), an denen ich Spanischunterricht nehme. Dazu habe ich mich an einer Sprachschule angemeldet, bei der Spanischunterricht (für Erwachsene) durch Muttersprachlerinnen und Muttersprachler angeboten wird. Im Schnitt buche ich, je nach Terminen und Möglichkeit, 90 Minuten im Ein- bis Zwei-Wochenrhythmus. Das motiviert mich zusätzlich, mit meinem Selbststudium am Ball zu bleiben.

Tipps

Unabhängig des Sprachniveaus wird man oftmals von Schülerinnen und Schülern gefragt, was sie denn tun können, um ihre Fremdsprachenkenntnisse zu verbessern. Ich denke, dass es für Lernende aller Level motivierend ist, sich mit Muttersprachlerinnen oder Muttersprachlern auszutauschen, um Selbstvertrauen und eine positive Einstellung zum Fach zu entwickeln (natürlich benötigen einige Lernenden darüber hinaus besonderen Unterstützungsbedarf in Hinblick auf Fehlerschwerpunkte, Lernstrategien etc.). Es ist aber grundsätzlich eine Möglichkeit, die Suche nach einem Tandem-Partner anzustoßen oder sogar selbst Kontakte aus der Schule zu Partnerschulen zu akquirieren. Das Schöne: Die Kommunikation ist durch Videotelefonie viel einfacher geworden. Übrigens bieten auch Sprachschulen Online-Unterricht (Einzel- oder Gruppenunterricht) an.

WIE?

Was mache ich denn nun in der Zeit, die ich mir für das Spanischlernen reserviert habe?

Zunächst einmal nutze ich zwei Apps täglich, um auf eine spielerische Weise einen Grundwortschatz aufzubauen und einfache grammatische Strukturen zu lernen: Duolingo und Drops. Duolingo ist eine Sprachapp, mit der man an verschiedenen thematischen Stationen Vokabular, passende Satzstrukturen und weitere kurze Grammatikübungen absolvieren kann. Drops ist eine Vokabelapp, mit der man Wörter zu einem Themenbereich lernen kann. Diese werden in Bild, Schrift und Ton angegeben, was ich persönlich zum Einprägen als sehr hilfreich empfinde. Beide Apps zeigen dir außerdem an, seit wie vielen Tagen du sie regelmäßig nutzt und erinnern dich, sofern du das möchtest, an deine ausstehende Session (daher die 80 Tage ;-)). Kann man nur mit diesen Apps eine Sprache lernen? Ich persönlich denke: Nein, dazu genügen diese Apps nicht. Aber sie können den Sprachlernprozess unterstützen.

Darüber hinaus lerne ich u. a. mit diesem Buch und bereite selbstständig eine Lektion für das Treffen mit meiner Spanischlehrerin vor (auch Vokabeln). Dort besprechen wir dann Übungen, Texte und Fragen und trainieren die meiste Zeit der Stunde die mündliche Produktionskompetenz sowie Hörverstehenskompetenz. Wir quatschen also auf Spanisch, dabei werden relevante Begriffe semantisiert und grundlegende Grammatikstrukturen von ihr erklärt (diese Treffen sind übrigens online sowie offline möglich).

Nach einigen Wochen dann habe ich mich an spanische Geschichten für das Anfängerniveau getraut: Für das Fach Spanisch (in meinem Fall) kann ich besonders die Bücher des Spanischlehrers Juan Fernandez (Link hier) empfehlen, der sehr unterhaltsame und verständliche Geschichten geschrieben hat. Übrigens betreibt er auch einen YouTube-Kanal, auf dem man Videos zu verschiedenen (grammatischen) Themen für unterschiedliche Niveaus finden kann sowie einen Podcast. Auch als Sprachenlehrerin wurde ich durch Juans Herangehensweise für meinen eigenen Unterricht inspiriert. Dazu vielleicht mehr in einem anderen Beitrag… PS: Es gibt natürlich viele Sprachenlernkanäle für alle möglichen Sprachen.

Darüber hinaus kann ich die Bücher von circon (Link hier) empfehlen: Neben reinen Lesetexten bieten diese auch Lesetexte mit Audiodateien an, sodass man die Geschichten (simultan zum eigenen Lesen) vorgelesen bekommt.

YouTube als Videoquelle von Muttersprachlerinnen und Muttersprachlern ist insgesamt hilfreich: Videos, die von und für Muttersprachler gemacht sind, kann ich zwar – verständlicherweise – nicht ganz verstehen, aber es gibt Themen, die für mich nachvollziehbar sind: Daher schaue ich nun vermehrt z. B. Kochvideos auf Spanisch, wenn ich nach Inspiration in diesem Bereich suche. Einfach entsprechende Schlagwörter für dieses Thema oder andere Themen in der Zielsprache eingeben und sich durch die Vorschläge scrollen. Zum erhöhten Verständnis können auch Untertitel eingeschaltet werden.

Tipps

Die beschriebenen Strategien eigenen sich natürlich auch grundsätzlich für Schülerinnen und Schüler. Jedoch benötigen diese, je nach Alter und Zielsetzung, mehr Orientierung zur Steuerung des eigenen Lernprozesses. Daher bietet sich ein Lernportfolio an, das den Sprachlernprozess digital oder analog dokumentiert, Fortschritte aufzeigt sowie von der Lehrkraft, den Eltern, Mitschülerinnen und Mitschülern etc. wertgeschätzt werden kann.

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Photo by Sam Williams on Unsplash