Gelassen korrigieren

Wie du unnötigen Stress vermeiden kannst

Dieser Beitrag möchte dir Inspirationen dazu geben, deinen Stress bei der Korrektur zu minimieren sowie sicherer und effizienter beim Korrigieren von Klassenarbeiten/Klausuren zu werden.

Die Korrektur hat mal bei mir total lange gedauert“
„Die Arbeiten der Klasse XY haben meine ganze Energie in Anspruch genommen.“
„Am Wochenende konnte ich wegen der Korrekturen gar nicht abschalten.“
„Ich weiß gar nicht, ob ich gerechte Noten gegeben habe.“

Hast du einen dieser Sätze auch schon einmal gesagt? Vielleicht kann sich davon so wirklich niemand freisprechen. Doch fragen wir uns einmal, wie es dazu kommt, diese Sätze zu äußern. Meiner Meinung nach können dahinter verschiedene Faktoren stecken.

Zunächst einmal haben wir bei einer Korrektur das Ziel, für jeden Schüler/jede Schülerin eine passende Einschätzung ihrer/seiner Fähigkeiten bereitzustellen. Diese Einschätzung drückt sich in einer Note aus. Diese Note kann mit Reaktionen beim Schüler/der Schülerin, den Eltern und vielleicht sogar bei den Kolleginnen und Kollegen (Echt, bei dir hat der ne 2? Bei mir stand der immer 4) verbunden sein. Die möglichen Konsequenzen, die wir vielleicht innerlich antizipieren, können verunsichern, die korrekte Einschätzung getroffen zu haben. Das kann Stress erzeugen.

Da sich das Ziel, eine passende Note für die Lernenden nach bestem Wissen und Gewissen zu finden, als Konstante darstellt, ist es eine Möglichkeit, darüber nachzudenken, wie du an den Stellschrauben „Zeit“ und „Energie“ drehen kannst, sodass deine Korrektur insgesamt effizienter wird. Interessant dabei ist, dass man viele Prinzipien schon vor der eigentlichen Korrektur beachten kann. Also mache dir bewusst: Durch eine gute Vorplanung kannst du dir Stress bei der eigentlichen Korrektur ersparen!

Inhaltliche Klarheit
Bist du dir darüber bewusst, was genau du in der Klassenarbeit abprüfen willst? Im Idealfall planst du deine Reihen von hinten, also deine Klassenarbeit steht schon am Anfang der Unterrichtsreihe. Überlege dir also schon zu Beginn deiner Reihe: Was will ich eigentlich in der Arbeit überprüfen (Beachte die Vorgaben deines Faches in den KLPs und schulinternen Curricula)? Wenn du dir vorher übrigens unsicher bei der Schwierigkeit der Texte, der Formate etc. bist, dann spricht natürlich doch auch gar nichts dagegen, einen Kollegen oder eine Kollegin nach seiner/ihrer Einschätzung zu fragen. Hinweis: Dieser Beitrag kann dir Klarheit bei der Konzeption verschaffen https://digitales-klassenzimmer.org/klassenarbeiten-und-klausuren-erstellen/.

Transparenz
Nicht nur dir sollte klar sein, was in der Arbeit drankommt, sondern vor allem auch deinen Schülerinnen und Schülern. Durch eine transparente Vorgehensweise, Vorbereitung auf die Arbeit und klare Kommunikation dessen, was in welcher Form verlangt wird, kannst du dir eine Menge Stress ersparen. Sprich mit deinen Schülerinnen und Schülern also über die Aufgabenformate, die Textlänge und auch ein mögliches Bewertungsschema bzw. Erwartungshorizont. Was spricht dagegen? In der Klassenarbeit werden ja schließlich andere Texte, Zahlen, Karikaturen oder Diagramme verwendet.

Übe das Klassenarbeitsformat bzw. Klausurformat im Unterricht
Aus der inhaltlichen Klarheit und transparenten Kommunikation folgt, dass du mit deiner Klasse oder deinem Kurs übst, was in der Arbeit abgefragt wird. Vor allem bei jüngeren Schülerinnen und Schülern kann es ratsam sein, eine Probearbeit vor der eigentlichen Arbeit unter ähnlichen Zeitbedingungen zu schreiben oder als Hausaufgabe aufzugeben (Beachte dabei aber die maximale Hausaufgabenzeit deines Faches). Diese musst du nicht für jeden Schüler oder jede Schülerin korrigieren, aber allein das Verfassen der Arbeit gibt den Schülerinnen und Schülern Sicherheit. Sie können vor der eigentlichen Arbeit noch einmal Fragen zu Unklarheiten stellen, ihre oder andere Arbeiten mit einem Erwartungshorizont korrigieren oder aus dem Feedback, was du nach dem Vorlesen gibst, wichtige Erkenntnisse ziehen.

Selbstreflexion
Nun zu der eigentlichen Korrektur eines Klassensatzes. Wenn du die letzten Schritte berücksichtigst, hast du gute Voraussetzungen dafür geschaffen, die Korrekturzeit und den Stress zu minimieren. Denn wenn klar ist, was du willst, dir und den Lernenden, dann kannst du auch mit klaren Erwartungen und einem guten Gewissen korrigieren, ohne dass du ständig an der Angemessenheit der Arbeit zweifeln musst.

Weiterhin ist es sinnvoll, sich einmal bewusst zu machen, welche Energiekurve du hast. In meinen Augen macht es am meisten Sinn zu korrigieren, wenn das Energielevel hoch ist, denn dann schafft man in der gleichen Zeit viel, und das motiviert, weil man indirekt Zeit spart. Versuchst du nämlich zu einem Mittagstief zu korrigieren, brauchst du länger und das Korrigieren erscheint quälend, was sich auf deine Motivation und Korrektursicherheit auswirken kann. Finde also heraus, wann dein Energielevel hoch ist und dann ist besonders eins hilfreich: Fokus.

Umsetzung
Wenn du deine gute Zeit zum Korrigieren gefunden hast, in der du energiegeladen an die Korrektur herangehst, lass dich nicht ablenken und fokussiere dich voll und ganz auf die Korrektur. Lege das Handy zur Seite, bereite dir etwas zu trinken und einen kleinen Snack vor und begebe dich an deinen Arbeitsplatz, also den Platz, an dem du gut produktiv sein kannst. Ob du ein 5-er Stapelsystem pro Tag verfolgt, 1-2 Stunden pro Tag korrigierst oder ein anderes System bevorzugst, solltest du im Laufe der Zeit durch eine ehrliche Selbstreflexion für dich herausfinden.

Ein für sich optimales Korrektursystem zu finden, ist ein Prozess! Reflektiere also deine Erfahrungen und passe dein System immer wieder so an, bis du das für dich bestmögliche System gefunden hast.

Teile gerne deine Erfahrungen in den Kommentaren!